Was ist ein MEM?

Das MEM ist laut Wikipedia ein dem GEN nachempfundenes Kunstwort. Z.B. eine Idee ist ein MEM. Ideen verbreiten sich und bewirken etwas. Dieses Konzept bezeichnet man als Memetik. Dabei geht es um die soziokulturelle Evolution, und das bedeutet wiederum, es geht um die Entwicklung von Kultur. Die Kultur ist jedoch ein Ergebnis von Gemeinschaft und somit von Lernen. Die Memetik ist das (ergänzende) Gegenstück zur Genetik.

Der Erfinder der Memetik ist der britische Biologe Richard Dawkins. Er entwickelte erstmals 1976 in seinem Buch Das eogistische Gen die neue Theorie. In der Genetik sind es Gene, die sich verbreiten. Menschen, Tiere, Pflanzen etc. verbreiten ihre Gene und sorgen so für den Erhalt ihrer Art. Im Rahmen der Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat man sich große Einsichten erhofft und war daher bereit, viel Geld zu investieren. Nach der Entschlüsselung waren wir enttäuscht, da nämlich die neu gewonnen Einsichten in die Genetik bei weitem nicht alle unsere Fragen beantworten konnten. So öffnete sich Raum für die Memetik und ein neues Denken kam in die Welt.

Inzwischen ist bekannt, dass die Gene nur einen groben Bauplan besitzen. So wissen die Gene anfangs noch nicht, was aus einer bestimmten Zelle einmal werden soll. Mit anderen Worten: Keine Stammzelle enthält einen detaillierten Bauplan, der festlegt, ob aus genau dieser Zelle eine Leber oder ein Auge wird. All diese Prozesse geschehen im Rahmen der Autopiesis (Selbst-Erschaffung und -Erhaltung), die wir gemeinhin mit Selbstorganisation übersetzen. Dieses Konzept der Autopoiesis besagt, dass der Körper in seiner Entwicklung selbst weiß, wie der jeweils nächste Schritt der Zellentwicklung konkret auszusehen hat, und dass eine Zelle die verbrauchten Stoffe selbst wieder generiert. Der wunderbare chilenische Biologe Humberto Maturana fand gemeinsam mit seinem Schüler Francisco Varela diese Zusammenhänge heraus.

Da sich neues Wissen nur langsam verbreitet, ist das alte Wissen über die scheinbare Allmacht der Gene noch weit verbreitet. Tatsache ist jedoch, dass wir Menschen zwar genetisch geprägt, aber im Wesentlichen lernende Wesen sind. Auf diesem Kenntnisstand beruht die Memetik, die davon ausgeht, dass uns Ideen weitaus stärker beeinflussen als die Gene.

Das MEM, das die Musikinstrumentenhersteller beeinflusst hat, war übrigens die Idee, ein besseres Musikwerkzeug zu erfinden, als die bereits existierenden musikalischen Werkzeuge. Wir werden mit beeindruckenden Beispielen auf dieses MEM zurückkommen.